St. Antonius Bücherei wird 110 – Hintergrund, Teil 4
Welche konfessionsgeschichtliche Entwicklung gerade in Alstaden stattfand, soll hier kurz skizziert werden.
Die St. Antonius Bücherei ist in ihrem heutigen, ökumenischen Team und der überkonfessionellen Ausrichtung als öffentliche Bücherei in katholischer Trägerschaft auch ein Produkt der Kirchengeschichte im Süden des heutigen Oberhausens.
Nachdem die Einwohner der Herrschaft Broich im Verlaufe der Reformation protestantisch-reformierten Glaubens geworden waren, gab es zunächst keine katholische Gemeinde in Alstaden mehr. Die evangelischen Christen gingen nach Mülheim zur Kirche.
Noch heute ist der Anteil evangelischer Christen im Süden Oberhausen hoch, wenn auch die Industrialisierung und Entwicklung der Nachkriegszeit für eine katholische Mehrheit sorgte.
Im 19. Jahrhundert war dies noch anders: Im Jahre 1809 lebten lediglich 12 katholische Einwohner in Alstaden, bis 1860 stieg die Zahl auf Grund der Industrialisierung und des damit verbundenen Bevölkerungszuzuges auf 874 (in Styrum auf 825, Dümpten 1099).
Immerhin muss die Zahl dann so stark gestiegen sein, dass 1862 auf dem rechten Ruhrufer eine Notkirche in Styrum gebaut wurde, die den Kirchweg für die Alstadener Katholiken erheblich verkürzte. Als die Notkirche sich für zu klein erwies, entstand 1874 der Bau der St. Joseph Kirche in Styrum, der 1875 die Einrichtung der St. Antonius Schule in Alstaden folgte. Somit hatten die Alstadener Katholiken wohl eine konfessionelle Schule, aber keine eigene Kirche.
Am ersten Maisonntag 1882 gründete sich der St. Marien Knappen Verein in der Gaststätte des Wirtes Wilhelm Schröer (jetzt: Kleine Natrop). Sein Bestreben war die Begründung einer eigenen Pfarre für Alstaden. Derr Landwirt Albert Müller schenkte der Gemeinde den vom Münsteraner Generalvikariat bevorzugten Bauplatz an der heutigen Bebelstraße (damals in Nähe eines Treibweges). 1896 erfolgte der Baubeginn und am 21.9.1897 wurde die Kirche uner dem Patronat des Hl. Antonius geweiht.
1899 wurde die katholische Ruhrschule eingeweiht, die noch heute als konfessionelle Grundschule besteht.
Eigenständige Pfarre wurde das bis dahin zu Styrum gehörige St. Antonius Rektorat dann erst 1903, womit die Grenzen derr Zivilgemeinde Alstaden mit denen der neuen Pfarre in Übereinstimmung gebracht wurden.
So erklärt sich auch, dass im selben Jahr die Gemeindebücherei eröffnen konnte.
Die evangelischen Christen mussten übrigens noch bis 1902 auf einen eigenen Kirchenbau und Pfarrstelle warten. Während der Bauzeit organisierte der 1899 gegründete „Evangelische Männerverein Alstaden“ unter der Leitung des damaligen Hauptlehrers König alle vierzehn Tage Gottesdienste im Saal der Gaststätte Wolsbeck.
Übrigens besaß auf evangelischer Seite die Alstadener Kirche auch eine evangelische Bücherei, die vermutlich in den 1960er Jahren eingestellt wurde.
Wir sind bemüht, Näheres über diese Aktivität von evangelischer Seite in Erfahrung zu bringen, und freuen uns über jede Mitteilung und Anregung in dieser Sache.
Helmut Krebs
Quellen: Wikipedia /Festschrift „100 Jahre St. Antonius“, 2003 / Zeitungsberichte
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